Mit dem Mac-Mini baut Apple seit Jahren einen unter vielen Gesichtspunkten aufregenden Rechner. Der Computer ist extrem klein, sparsam beim Stromverbrauch und sehr leise. Ob im Wohnzimmer oder am Arbeitsplatz – der Mini macht eine gute Figur. Doch auch die mobilen Rechner von Apple sind hochwertig und können gut mit Linux betrieben werden. Wenn Sie bereits Erfahrung mit der Installation von Linux auf Windows-PCs gesammelt haben, müssen Sie allerdings umdenken. Denn eine saubere Einrichtung des alternativen Betriebssystems erfordert auf dem Mac etwas mehr Vorbereitung. Das, was den Mac besonders für Einsteiger geeignet scheinen lässt, verkompliziert etwas die Einrichtung von Linux. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihren Mac zu einer Dual-Boot-Maschine mit Linux machen.
Vor der Installation: Auf jeden Fall ein Backup anlegen
Mit der Installation eines zweiten Betriebssystems greifen Sie tief in das System ein. Auch wenn Sie sehr sorgfältig arbeiten, kann es zu Problemen oder Schwierigkeiten kommen. Legen Sie sich deshalb für den Fall eines Falles ein aktuelles und vollständiges Backup an. Rufen Sie dazu Time Machine auf, und entscheiden Sie sich für eine aktuelle Sicherung. Kontrollieren Sie in den Optionen, dass Sie alle Verzeichnisse berücksichtigen. Wenn Sie zu einem späteren Zeitpunkt das System wiederherstellen müssen, bieten Ihnen die Apple-Werkzeuge die Option an, genau diese Sicherung zu benutzen, um das System aufzubauen. Eine bewährte Alternative zu einem Backup mit Time Machine ist der Einsatz von Spezialprogrammen für das Klonen der Festplatte. Mit Carbon Copy Cloner oder Super Duper (letzter Absatz: „Mehr Infos und Downloads“) legen Sie eine vollständige Kopie der Festplatte auf einem externen Datenträger an. Bei größeren Problemen können Sie während des Systemstarts in den Startoptionen den angeschlossenen externen Datenträger als Start-Volume auswählen. Sie besitzen somit eine arbeitsfähige Kopie des Systems zum Zeitpunkt des Klonens und können auch auf alle Systemwerkzeuge zugreifen.

Dual-Boot? Platz schaffen für die Linux-Installation
Apple konfiguriert seine Systeme so, dass das Betriebssystem den vollständigen Platz auf der Festplatte belegt. Um beide Betriebssysteme nutzen zu können, müssen Sie zuerst die Partition für OS X verkleinern. Alle notwendigen Schritte erledigen Sie auch unmittelbar mit dem Festplattendienst-Programm. Sie finden es am schnellsten, wenn Sie mit Spotlight nach „Festplatte“ suchen. Auf der linken Seite des Programmfensters klicken Sie den Namen Ihrer Festplatte an und im rechten Bereich danach „Partition“. Der Mac zeigt Ihnen nun eine grafische Darstellung der Belegung an. Durch Klicken und Ziehen am unteren Rand der kleineren Darstellung verringern Sie den Platz der aktuellen Partition. Über die Pluszeichen am unteren Rand legen Sie eine neue Partition an. Wichtig in diesem Zusammenhang ist nur, dass Sie bei der Wahl des Dateisystems darauf achten, ein auf FAT basiertes zu verwenden. Legen Sie am besten zwei zusätzliche Partitionen an. Eine große, auf der Sie später Linux installieren, und eine kleinere, die Sie als Swap-Partition (Auslagerungs-Partition) nutzen. Als Faustregel für Swap hat sich die doppelte Größe des Arbeitsspeichers bewährt. Sie sollte also beispielsweise zwischen 8 und 16 GB groß sein. Erst wenn Sie die Änderungen bestätigen, werden die neuen Bereiche auf die Festplatte geschrieben. Starten Sie anschließend den Mac neu.
Fünf aktuelle Linux-Distributionen im Test
Boot-Loader besorgen und auf dem Mac installieren
Während der klassische Windows-PC auf Bios (Basic Input Output System) als Firmware setzt, nutzen der Mac und einige aktuelle Windows- Rechner das Extensible Firmware Interface (EFI) als internes Programm, das nach dem Rechnerstart abläuft. Dies funktioniert allerdings nicht ohne weiteres mit dem von den meisten Distributionen nach wie vor eingesetzten Boot-Manager Grub. Als Apple-Nutzer müssen sich somit nach einer Alternative umsehen. Das Programm Refit etwa wird zwar nicht mehr aktiv weiterentwickelt, funktioniert aber immer noch bestens. Direkt auf der Seite des Projekts wird eine DMG-Datei angeboten, die Sie sich zunächst auf Ihr System herunterladen. Darin enthalten ist ein Installationspaket. Die aktuellen Versionen von OS X werden zunächst versuchen, Sie von der Installation abzuhalten. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Installationsprogramm, und starten Sie es mit „Öffnen“. Sie erhalten zwar wieder eine Warnung, wenn Sie das Kommando aber erneut ausführen, lässt sich die Software wie gewohnt starten. Durchlaufen Sie jetzt die Schritte des Installationsprogramms wie auf dem Bildschirm angezeigt. Bei den aktuellsten Versionen von Apples Betriebssystem müssen Sie wenigstens zweimal neu booten. Danach begrüßt Sie aber nicht mehr der Anmeldebildschirm Ihres Rechners, sondern der Boot-Manager stellt Ihnen die auf dem System installierten Betriebssysteme zur Auswahl. Damit haben Sie die vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen.

Passendes Linux-Image suchen
Aktuelle Linux-Distributionen sollten mit vielen Funktionen und technischen Raffinessen der Apple-Rechner unmittelbar nach der Einrichtung zurechtkommen. Oft genug sind es aber Kleinigkeiten, die sich zwischen den verschiedenen Versionen der Distributionen geändert haben und damit zu einer besseren oder schlechteren Zusammenarbeit mit der Apple-Hardware führen. Eine rege Gemeinschaft an Nutzern bewertet die verschiedenen Varianten gerade unter diesem Gesichtspunkt. Wie jeder andere Hersteller weist auch Apple seinen Geräten Modellnummern oder Baureihen zu, stellt diese aber in der Werbung und nach außen nicht so prominent dar. Finden Sie im ersten Schritt heraus, was für ein Gerät Sie im Einsatz haben. Dazu klicken Sie in der Menüleiste auf den Apfel und entscheiden sich danach für „Über diesen Mac“. Im nachfolgenden Dialog klicken Sie auf „Weitere Informationen“. Anschließend haben Sie Zugriff auf die Seriennummer des Geräts und auch einen Hinweis auf die Modellreihe. Über eine Seite aus der Knowledge-Base von Apple finden Sie dann schnell zu einer Übersicht, auf der Sie die offizielle Modellbezeichnung ermitteln. Mit Hilfe dieser Modellbezeichnung können Sie zum Beispiel im Wiki der Distribution, die Sie einsetzen wollen, nach zusätzlichen Hinweisen suchen, etwa zur Einrichtung weiterer Programmpakete, die das Zusammenspiel mit der Hardware weiter verbessern. Laden Sie sich danach die ISO-Datei der gewünschten Distribution auf Ihren Mac. Starten Sie nach erfolgreicher Übertragung das Programm „Festplatten-Dienstprogramm“ und ziehen die ISO-Datei mit der Maus in den linken Abschnitt des Programmfensters. Markieren Sie den Eintrag und klicken anschließend auf die Schaltfläche „Brennen“. Sie werden vom Mac dazu aufgefordert, einen Datenträger einzulegen, und können jetzt die Start-DVD anlegen. Ist der Brennvorgang abgeschlossen, legen Sie die neue Start-DVD wieder in das DVD-Laufwerk ein. Regeln Sie die Lautstärke und die Helligkeit des Bildschirms sicherheitshalber auf den maximalen Wert. Starten Sie jetzt Ihren Mac neu.

Linux-Installation auf dem Mac
Halten Sie beim Starten die Alt-Taste gedrückt. Ihr Mac sollte Ihnen in der Auswahl jetzt schon einmal den Start vom eingelegten Datenträger anbieten, auch wenn dieser mit „Windows“ beschriftet sein sollte. Sobald Sie diesen auswählen, rufen Sie das Einrichtungsprogramm von Ubuntu auf. Entscheiden Sie sich für die Installation, wird das Setup Ihnen anbieten, Ubuntu neben OS X zu installieren. Der Inhalt der Festplatte wird also korrekt erkannt. Umgehen Sie den Vorschlag des Systems, und wählen Sie in diesem Dialog den Eintrag „Etwas anderes“, um die Partitionen vollständig manuell anzulegen. In der Liste der Partitionen sollten Sie ohne große Mühe Ihre angelegten FAT-Einträge erkennen. Markieren Sie den größeren Eintrag, und klicken Sie auf den Schalter „Ändern“. Im nachfolgenden Dialog weisen Sie der Partition ein aktuelles Linux-Dateisystem wie Ext4 zu. Vergessen Sie dabei nicht, als Einhängepunkt das Zeichen „/“ einzutragen, damit Linux später auch weiß, wo es diesen Teil der Festplatte einbinden soll. Markieren Sie die zweite und kleinere Partition. Bearbeiten Sie diese ebenfalls mit einem Klick auf „Ändern“. In der Liste „Formatieren als“ suchen Sie nach „Swap“. Während sich das Werkzeug nun um die Aufteilung Ihrer Festplatten kümmert, tragen Sie die weiteren Optionen der Installation ein. Wenn Sie Ubuntu schon einmal eingerichtet haben, kennen Sie die Schritte bereits. Sie müssen sich dabei für eine Tastaturbelegung entscheiden. Die Option „Deutsch-Macintosh“ ist hier im Zweifel die korrekte Auswahl. Zur Sicherheit probieren Sie noch eine Reihe von Sonderzeichen aus. Schließlich müssen Sie wenigstens einen Benutzer anlegen sowie ein möglichst sicheres Passwort für diesen Benutzer bestimmen. Nach einigen Minuten werden Sie vom System dazu aufgefordert, den Datenträger zu entfernen, und das System startet erneut. In Ihrem Boot-Manager wählen Sie mit den Pfeiltasten das Linux-Symbol aus. Unmittelbar nach dem ersten Systemstart sollten Sie die meisten Funktionen Ihres Mac auch unter Ubuntu nutzen können. Einige Anpassungsarbeiten sind aber häufig nicht zu vermeiden. Zu den Bauteilen, die leider erst den vollen Funktionsumfang nach einem manuellen Eingriff zeigen, gehört oft genug das WLAN-Modul.

Sofern Sie über das Netzwerksymbol in der Menüleiste von Ubuntu keine Möglichkeit finden, WLAN zu aktivieren, wurde der Chipsatz wahrscheinlich nicht korrekt erkannt oder läuft nur im Zusammenspiel mit einem proprietären Treiber. Rufen Sie die „Systemeinstellungen“ auf. Dazu geben Sie unter Unity einfach den Begriff in das Suchfeld ein. Entscheiden Sie sich dort für „Software & Aktualisierungen“. Wechseln Sie im nachfolgenden Dialog in das Register „Zusätzliche Treiber“. Sie werden hier einen Hinweis auf mindestens einen Treiber für das WLAN-Modul finden. Markieren Sie das Optionsfeld davor und fahren Sie fort. Der Treiber wird heruntergeladen und sofort eingebunden. Dazu ist eine vorübergehende Verbindung zum Internet per Ethernet notwendig. Wenn Sie jetzt auf das Netzwerksymbol klicken, werden Sie dort die Option „Funknetzwerk aktivieren“ finden und können so WLAN einschalten. Nur in seltenen Fällen ist es möglich, das integrierte Mikrofon zu verwenden. Gelegentlich gibt es ein Zwischen-Release, das diese Funktion zur Verfügung stellt, aber bereits beim nächsten Online-Update ist der Code an dieser Stelle wieder gebrochen. Direkt ohne weitere Eingriffe funktioniert dagegen in den meisten Fällen die Nutzung des kombinieren Lautsprecher- Mikrofon-Eingangs, der ebenfalls typisch für aktuelle Macbook-Modelle ist.
Linux neben Windows installieren – so geht’s
Linux wieder deinstallieren
Wenn Sie zu einem späteren Zeitpunkt das Gastspiel von Linux auf Ihrem Mac wieder beenden wollen, ist das dank OS X problemlos möglich. Sie booten das Betriebssystem von Apple und rufen das bekannte Festplattendienstprogramm auf. Unter „Partition“ markieren Sie Ihre Linux-Partitionen mit der Maus und drücken auf das Minuszeichen am unteren Rand des Programmfensters. Nach einer Bestätigung werden die Partitionen entfernt. Suchen Sie in den Systemeinstellungen nach „Startvolume“, und legen Sie die Festplatte als Startmedium fest. Danach starten Sie den Mac neu. Mit dem Festplattendienstprogramm können Sie anschließend den freien Speicherplatz wieder dem Betriebssystem zuschlagen. Zum Schluss müssen Sie noch Refit deinstallieren. Dazu suchen Sie nach dem Ordner „efi“ auf dem System und entfernen diesen. Installation und Betrieb von Linux auf einem Mac sind noch immer nicht ganz trivial, aber auch nicht sonderlich kompliziert. Ganz ohne ergänzende Arbeiten werden Sie jedoch kaum auskommen.
Mehr Infos und Downloads
Eine wichtige Anlaufstelle mit zahlreichen Tipps für einzelne Gerätebestandteile sind die Seiten der Ubuntu-Gemeinschaft . Die genannten Programme oder Anpassungen an Konfigurationsdateien lassen sich zum Teil auch mit Gewinn unter anderen Distributionen nutzen. Unter www.bombich.com finden Sie die Software Carbon Copy Cloner, deren Einsatz sich vor dem Partitionen empfiehlt. Sie können damit eine Kopie des aktuellen Festplatteninhalts anlegen, vom dem aus Sie das System auch starten können. Im Falle eines Falles kehren Sie so viel leichter zum Zustand vor der Einrichtung von Linux zurück. Als Alternative setzen Sie Super Duper ein. Auf der Seite https://refit.sourceforge.net finden Sie das Programm Refit als Binärdatei sowie zahlreiche Hinweise zu seinem Einsatz. Roderick Smith bietet seinen Boot-Manager Refind unter www.rodsbooks.com/refind an. Wenn Sie die Software dauerhaft nutzen wollen, ist die Abgabe einer kleinen Spende natürlich eine faire Geste.